Tag 3
Saint-Hippolyte (Doubs) – Ornans
93,1 km 744 hm


Als ich am Morgen aufwache, liegen tiefe Wolken in den Hängen des Tals. Ich kann es zuerst nicht glauben, denn irgendwann in der Nacht habe ich in den Himmel gesehen und unzählige Sterne entdeckt. Aber das sich hier das Wetter schnell und immer wieder ändert, habe ich ja schon bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren erfahren müssen.



Aber es regnet zumindest (noch) nicht und ich beginne mit dem Zeltabbau und – welch ein Glück – das Wetterpendel schlägt erneut um und es klart immer weiter auf. Meine heutige Etappe ist eine kleine Hommage an meinen ersten ernstzunehmenden Auslands-Radurlaub. Damals hat mir die Gegend hier um Saint-Hippolyte ausnehmend gut gefallen – doch der täglich einsetzende Regen raubte meiner jungfräulichen Radlerseele so viel Moral, dass ich mich schweren Herzens für eine Weiterfahrt nach Italien entschloss. Aber bei der Abfahrt damals aus dem Franche-Comté hatte ich mir vorgenommen, irgendwann diese Region noch einmal zu bereisen. Und da die Fahrt entlang des kleinen Flüßchens Dessoubre zu den Höhepunkten des damaligen Aufenthalts gehörte, liegt es nahe, diesen Abschnitt auch in die diesjährige Tour einzubauen.





Während ich die ersten Kilometer angehe, merke ich schnell, dass die Anstrengungen des gestrigen Tages noch nicht vergessen sind. Aber es geht ja erst einmal für viele Kilometer entlang der ruhig dahin fließenden Dessoubre, so dass ich mich trotz schwerer Beine lust- und genussvoll vorwärts bewege.



An einer Brücke schiebe ich eine ausgiebige zweite Frühstückspause ein und sinniere bei angenehmen Temperaturen und leichtem Sonnenschein über alle möglichen Dinge nach und lasse mich auch nicht von „Allez, allez!“-Rufen stören – ein älteres Ehepaar vom Campingplatz heute Morgen nutzt die flache Straße zu einem Tagesausflug. Ich dehne meine Pause noch etwas weiter aus, aber dann geht es auch für mich weiter.



An einem Cafe knickt die Straße nach links ab und die Dessoubre wird wilder und steiler (und damit auch mein Weg). Nach einigen wenigen Kilometern verlässt die Straße den Fluss, der hier nur noch ein kleines Bächlein ist, und windet sich noch etwas steiler in die Höhe.



Doch ich habe mir inzwischen die Müdigkeit aus den Beinen getreten und erlebe zum ersten Mal in diesem Urlaub, dass Anstiege auch puren Genuss bedeuten können. Es geht nicht steil und auch nicht übermäßig lang bergauf und ich bin relativ schnell ober auf einer Hochebene mit Wiesen und Kühen ohne Ende.



Ich streife den Ort Fuans, die große Dorfkirche passt so gar nicht zu den wenigen verteilten Häusern der Gemeinde.



Es beginnt zu tröpfeln – aber glücklicherweise bleibt es dabei und es setzt kein richtiger Regen ein. Die Hochebene ist interessant und nett, aber irgendwann doch etwas monoton mit seinen bäuerlichen Dörfern, Wiesen und Kühen.



Irgendwann weist mein Navi mich zu einer kleinen Straße. Ich bin etwas irritiert, da ich mich an eine solche Abzweigung nicht erinnern kann. Doch der Weg ist wunderschön und führt sanft abfallend durch ein schmales Tal.



Dann kündigt leider ein Stoppschild das Ende des pittoresken Weges an, doch die Aussicht auf der Hauptstraße lässt mir kurz den Atem stocken. Tief unter mir hat sich der Loue eine Schlucht gegraben und die Straße führt recht imposant hundert Meter höher entlang der Felsen steitg bergab.





Ich schieße die Straße hinunter und rase auf dem folgenden Flachstück meinem geplanten Zielort Montgesoye entgegen. Der dortige Campingplatz ist menschenleer – und da es in dem Ort keinerlei Einkaufsmöglichkeiten gibt und ich dafür eh bis Ornans fahren muss, beschließe ich, mein Etappenziel dorthin zu verlegen. Der Platz hier ist wesentlich besser besucht (und dafür auch ordentlich teurer) und ich verbringe einen ereignislosen Abend........


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