Tag 7
Serrières-en-Chautagne – Entre-deux-Guiers
73 km 1119 hm



Dachte ich bisher morgens immer, ich würde ein nasses Zelt einpacken, werde ich heute eines Besseren belehrt. Denn das, was ich heute in die Packtasche gezwängt habe, war mehr Wasser als Zelt. Grund hierfür war ein kräftiger Dauerregen in der Nacht, der auch den Zufahrtswegen auf dem Campingplatz einige großflächige Pfützen bescherte. Ansonsten ist es mal wieder schwül (wenn auch etwas kühler als die Tage vorher) mit blauen Flächen und Wolken aller Coleur am Himmel – also wieder eine einzige große Wetterlotterie. Dies zeigt sich auch bei den zahlreichen Rennradlern, die mir am Morgen entgegen kommen. Von langer Hose und Trikot bis hin zu ärmellos wird mir die gesamte Bandbreite der aktuellen französischen Radlermode präsentiert.



Anfangs wundere ich mich etwas über die zahlreichen Rennradfahrer, die mir begegnen. OK, es ist Samstag und das Wochenende bietet sich nicht nur im Bergischen Land zu einer kurzen Runde an. Doch irgendwann sind es einfach zu viele Radler für eine spontane Runde, ich muss wohl in eine französische RTF (Radtouristikfahrt) um den Lac de Bourget geraten sein.



Bis zum See ist es ein gemütliches Einrollen auf nahezu flacher Strecke, doch am Seeufer geht es schnell nur noch bergauf und bergab – wobei das bergauf bei weitem überwiegt.







Die Strecke ist recht anspruchsvoll – immer wieder gibt es kurze Abschnitte im zweistelligen Prozentbereich. Und dann kann ich mich ja auch nicht so hängen lassen, wie ich es manchmal gerne machen würde. Aber ich will mir die „Bon Courage“-Rufe der entgegen kommenden Rennradler auch angemessen verdienen und so nehme ich (leicht verzerrt) lächelnd und freundlich zurückgrüßend jede auch noch so steile Rampe.







Doch bin ich bei allen landschaftlichen Reizen, die der schön gelegene See tief unter mir bietet, auch ein klein wenig froh, ihn und die Rennradler verlassen zu können. Nach einigen Kurven bietet sich mir ein völlig neues Bild – statt des in den Bergen eingebetteten Sees liegt jetzt einige hundert Meter unter mir eine wellige Wiesenlandschaft.





Das ist zwar nicht mehr so schön für meine Augen, die mehr Gefallen an schroffe Felsen und steilen Schluchten haben – aber meine Beine freuen sich, zumal es jetzt in einem stetigen Bergauf und Bergab häufiger gen Tal geht. Nach einigen Kilometern komme ich an den kleinen Lac d'Aiguebelette, auf dem gerade eine Ruderregatta stattfindet und dementsprechender Trubel herrscht.







Doch nach einigen hundert Metern und einer Abzweigung von der Hauptstraße ist es wieder gewohnt ruhig und ich nehme mit Bravour die letzten Kilometer bis nach Entre-deux-Guiers. Der Campingplatz liegt direkt im Ortszentrum, aber etwas versteckt hinter einem alten ehemaligen Gebäude. Ich bin inzwischen so abgehärtet, dass ich die 13 Euro Übernachtungsgebühren nur noch achselzuckend kommentiere und mich freue, dass ich mein Zelt doch wieder einigermaßen trocken bekomme. Die gegen Mittag aufgekommene Sonne hat sich wieder vollkommen verzogen und es würde mich angesichts des grauen Himmels nicht wundern, wenn ich heute erneut den Abend unter meinem schützenden Zeltdach verbringen müsste...



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