Tag 1
Pont en Royans – Gorges de Bournes – La Balme de Rencurel - St Julien de Vercors – St. Martin de Vercors – Col du Carri – Combe laval - St Jean en Royans – Pont en Royans

Wir kommen am frühen Morgen in Saint-Jean-en-Royans an. Die Fahrt mit dem Wohnmobil war recht angenehm und kurzweilig, auch weil wir uns zwischenzeitlich mit sinnfreien Wissensquizen(?) die Zeit vertrieben haben. Gegen 1 Uhr in der Nacht übernachten wir kurz vor Grenoble und starten am Morgen die letzten Kilometer bis zum geplanten Standort.

Meine Freude ist groß, als wir am Ortseingang von St. Jean einen großen Supermarkt passieren – wird aber dann getrübt, als sich herausstellt, dass der örtliche Campingplatz seine Saison früher als angekündigt für beendet erklärt hat und nur noch als Abstellplatz für diverse Baufahrzeuge dient. Nach kurzem Kartenstudium beschließen wir, unser „Basislager“ in Pont-en-Royans aufzuschlagen – sofern uns der dortige Campingplatz einen Stellplatz anbietet. Und tatsächlich, der dortige Camping municipal hat geöffnet und wir vertrödeln nicht mehr viel Zeit und machen uns nach dem Einparken direkt auf die erste Ausfahrt.

Es geht die Gorges de Bournes hinauf – eine Straße, die sich nach einigen Einfahrkilometern pittoresk und mit schöner Straßenführung entlang der tief eingeschnittenen Schlucht der Bournes entlang windet. Die Steigung ist alles andere als schwer, doch ich habe Probleme mit meinem Puls und quäle mich ziemlich kurzatmig die Straße hinauf. Gerne würde ich ab und zu eine Pause einlegen, um die schönen Ausblicke auf Fluss, Straße und Schlucht fotografisch festzuhalten, aber meine Kamera meldet einen Speicherkartenfehler und lässt sich weder durch gutes Zureden noch durch unflätige Flüche dazu bewegen, ihre Arbeit ordnungsgemäß zu verrichten. Also genieße ich die schönen Ecken, die es auf dem Weg massenhaft gibt, für mich alleine und stakse meinen beiden Mitstreitern, die fröhlich pfeifend den Anstieg erklimmen, mühevoll hinterher.

Leider scheint die Straße umfangreich renoviert und ausgebaut zu werden, denn wie im Frühjahr, als ich wegen Bauarbeiten die Schlucht nicht komplett durchfahren konnte, weist uns auch dieses Mal ein durch dicke Zäune markierter Hinweis „Route barree“ darauf hin, das wir den geplanten Trip nach Vilard de Vercours vergessen können. Also wird die Route abgekürzt und wir sind viel eher als geplant in Saint-Martin-de-Vercors. Ein Cafe lädt zur Pause ein und während wir die Sonnenstrahlen genießen und uns dem La dolce vita hingeben, vergessen wir, wie viel Kraft uns der bisherige Streckenverlauf gekostet hat. Nur so lässt sich der folgenschwere Entschluss, den wir dann treffen, erklären. Wir ignorieren nämlich den ursprünglich geplanten Abzweig nach Saint-Eulalie-en-Royans und fahren weiter nach La-Chapelle-en-Vercors. Zwar sind wir bisher nur knapp 40 Kilometer gefahren, haben aber dabei schon einiges an Höhenmeter abgestrampelt.
Die Unvernunft unserer Entscheidung wird uns dann spätestens am Fuße des Col du Carri klar, der sich recht anspruchsvoll über 4 Kilometer nach oben windet. Jetzt wird deutlich, dass das Croissant von heute morgen doch etwas zu wenig Kohlhydrate lieferte und dies auch durch das kurzfristige Einschieben von Müsliriegel nicht mehr berichtigt werden kann. Kajo fährt noch recht locker und flüssig dem Gipfel entgegen, aber Bernd und ich pfeifen schon früh am Berg ziemlich aus dem letzten Loch. Doch 4 Kilometer sind irgendwann auch geschafft und uns erwartet eine lange uns ausgiebige Abfahrt. Denken wir zumindest – doch nach nur einem durchaus erholsamen Kilometer geht es nicht weiter hinab, sondern wieder leicht hinauf. Ich bin zu müde und zu faul, um wieder auf das kleine Blatt zu schalten und stampfe mit der größten Übersetzung den leichten Anstieg bergauf. Doch nach nur wenigen Metern signalisiert meine Wade deutlich, doch jetzt mindesten 4 Gänge herauszunehmen. Schließlich geht es endlich nicht nur körperlich, sondern auch straßentechnisch bergab und wir schießen dem Tal entgegen.

Und dann passieren wir ganz unverhofft die Combe Laval und bei der Aussicht dort stockt uns schier den Atem. Wie auf einem Balkon präsentiert sich tief unter uns eine wunderschöne Landschaft. Der Straßenverlauf ist abenteuerlich und so ziemlich das Eindrucksvollste, was ich bisher gesehen habe. Ein riesiger senkrechter Felsen, in dem die Straße geradezu eingefräst wurde und der wahnsinnige Aus- und Einblicke bietet – sofern man schwindelfrei ist. Wir halten immer wieder an und sind begeistert und fasziniert von diesem Meisterwerk der Straßenbaukunst.

Später ist die Landschaft dann nicht mehr so spektakulär und wir können, ohne das schlechte Gefühl, irgendwas zu verpassen, mit Hochgeschwindigkeit zu Tale stürzen. In Saint Jean finden wir eine offene Bäckerei, doch die Teilchenauswahl ist bescheiden und reicht bei weitem nicht aus, genügend Kräfte für eine schwungvolle Heimfahrt nach Pont en Royans zu mobilisieren. Doch trotz einiger kleineren fiesen Anstiege (die aber wahrscheinlich nur von uns „Kraftlosen“ als hart empfunden werden) kommen wir dann doch recht zügig zu unserem Wohnmobil.

Den Abend lassen wir mit Nudeln, Wein und Gejammere langsam ausklingen und ziehen uns früh in unsere Gemächer zurück.



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