Tag 2
Pont en Royans – St. Andre de Royans – St. Gervais – Col de Romeyere – Rencurel – Pont en Royans


Der erste Teil der heutigen Route ist eher ein Kilometerfressen denn eine landschaftlich ansprechende Ausfahrt.

Zwar führen die ersten Kilometer über Saint-Andree über eine kleine Strasse und sind wunderbar ruhig und schön, doch dann ab Romains geht es mehrere Kilometer über die stark befahrene D1532, die aber wegen nur geringer Höhenunterschiede schnell und zügig absolviert werden können – zumal wir zwischendurch noch eine kaum befahrene Alternativroute nutzen können. In Saint Germain ist dann aber Schluss mit dem nervenden Tempobolzen in der Ebene und wir biegen auf das kleine Sträßchen ab, welches direkt und schnell an Höhe gewinnt.

Ein Hinweisschild, welches „éclairage“ für Radfahrer und Fußgänger zwingend vorschreibt, macht uns zwar etwas stutzig und unsicher, wir hoffen aber, den „drohenden“ Tunnel auch ohne vorschriftsmäßige Beleuchtung irgendwie durchfahren zu bekommen. Zu Beginn ist die Straße in erster Linie ruhig und steil, aber schnell wird die Landschaft spektakulärer. Wir biegen in einen mächtigen Talkessel – und man kann nicht einmal mit viel Phantasie erahnen, wie und wo wir diese mächtigen Felskessel überwinden sollen.

Ein langer Wasserfall taucht neben der Straße auf und das Panorama ist grandios. Dann biegt die Straße nach rechts ab, steigt erneut etwas steiler an, eine Kehre folgt – und wir stehen vor einem kleinen und tiefen schwarzen Loch – der angekündigte Tunnel, der gewaltige 500 Meter tief in den Berg hineinführt. Wir stehen und überlegen und es kristallisieren sich 4 Alternativen heraus. Die erste Möglichkeit des Umkehrens wird von allen Beteiligten sofort stillschweigend verworfen. Die Landschaft und die Straße sind bisher so schön gewesen, da wollen wir schon wissen, wie die Geschichte weitergeht. Die zweite Möglichkeit wäre der Versuch, mittels Handy-Taschenleuchte einen Weg durch das tiefe Schwarz zu bahnen. Als dritte Alternative erscheint die alte Straßenführung, die sich abenteuerlich am Hang entlang windet. Zwar weist ein Schild auf die Sperrung des Weges nach 150 Metern hin, die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass man unter Umständen diese Sperrtafeln auch ignorieren kann.

Während wir zu ermitteln versuchen, ob die Sperrung umfahren werden kann, taucht überraschenderweise Alternative 4 in Gestalt einer jungen Französin auf, die den Tunnel mit ihrem Auto passieren will. Auch wenn Kajo diese Alternative zunächst „peinlich“ findet, klärt Bernd mit seinen erlernten 6 Wörtern Schulfranzösisch die Möglichkeit ab – und die Französin ist gerne bereit, uns als Lichtquelle im dunklen Tunnel zu dienen. Dummerweise verzichten wir auf die Idee, vor dem Auto zu fahren und reihen uns hinter den Wagen ein. Auch wenn Madame sich alle Mühe gibt, ihren Wagen langsam zu fahren, ist sie doch angesichts des Anstiegs im Tunnel etwas zu schnell für uns. Wir hetzen dem Auto hinterher, der sich langsam Meter für Meter von uns entfernt und panisch versuchen wir aufzuschließen und den rettenden Lichtkegel nicht zu verlieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint endlich der rettende Lichtkegel, der das Ende des Tunnels ankündigt und wir lassen die Autofahrerin ziehen und fahren etwas entspannter die letzten Meter.

Die Aussicht am Tunnelausgang ist überwältigend – wir befinden uns in Spuckweite von der Stelle, wo wir vor einiger Zeit den Wasserfall bewundert hatten. Statt am Fusse des Talkessels sind wir nun am oberen Rand und der Blick hinunter ist gigantisch. Doch ich brauche meine Zeit, um das Panorama genießen zu können, denn die ersten fünf Minuten liege ich völlig erschöpft auf einem Mauervorsprung und versuche wieder zu Atem zu kommen.

Der Rest des Weges bis zur Passhöhe ist gemessen am bisher gesehenen eher langweilig – ziemlich gerade, aber auch nicht sonderlich steil führt die Straße weiter hinauf.

Dann geht es hinab in die Abfahrt, die wahrlich ein Höhepunkt diese Urlaubs hätte werden können, denn der Weg windet sich in vielen rhythmischen Kurven über viele Kilometer hinab ins Tal. Doch leider haben die örtlichen Bauunternehmer beim Reparieren des Straßenbelags heftig gespart und die schadhaften Stellen nur mit Schotter abgedeckt. So gibt es statt einem heftigen Krachenlassen nur ein besonnenes Abfahren bis Rencurel.

Dort biegen wir auf die Straße durch die Gorges du Bourne, die wir gestern schon in anderer Richtung befahren haben und geben hier richtig Gas. Auch wenn ich es zwischenzeitlich ganz kurz bedaure, nicht doch noch zu einem Fotostopp anzuhalten, genieße ich das hemmungslose Rasen auf der kurvigen Strecke, welches bis Pont en Royans andauert. Den Abend beschließen wir mit der gewohnten Mischung aus Nudeln, Wein, Käse und dem Austausch von tiefgründigen und sinnfreien Gedanken.
















































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