Tag 4
Pont en Royans – St. Andre de Royans – Cognin-le-Gorges - Gorges de Nan – Malleval – Col du Mont Noir – Rencurel – Pont en Royans

Da uns die vorgestrige Fahrt in den Norden hinauf zum Col du Romeyere recht gut gefallen hat, beschließen wir heute die „Nachbarschlucht“ zu durchfahren. Dazu müssen wir neben der wie schon erwähnten netten Strasse durch Saint Andree auch wieder die verkehrsreiche D1532 befahren. Ein notwendiges Übel, welches wir aber aufgrund der zu erwartenden Eindrücke gerne in Kauf nehmen.

Wir nehmen auch wieder die fast verkehrsfreie Parallelstraße, die wir aber kurz vor Schluss verlassen, um über ein winziges Quersträßchen wieder auf die Departementstraße und dem Startort der Gorges zu gelangen. Der Weg verlauft über wenige Kurven extrem steil nach oben. Während Bernd und ich schnell jeden Ehrgeiz vermissen lassen und die bis zu 20 % steile Gasse schiebend bewältigen, knallt Kajo mit voller Kraft die Steigung hinauf. Muss er auch, denn schließlich hatte er beim Frühstück verkündet, er wolle heute mal nicht nur mit halber Kraft den Berg hinauf, sondern sich mal so richtig verausgeben. Da kann er natürlich nicht schon bei der ersten Härteprüfung klein beigeben.....

Im Ort lädt ein kleiner Brunnen zum Verweilen ein – ein Angebot, welches aber nur von Kajo angenommen wird, der uns 5 Minuten Vorsprung gewähren will. Bernd und ich radeln sofort weiter und schon die ersten Meter lassen erahnen, was uns heute erwartet. Die Straße steigt sofort recht kräftig an. Über mehrere Kehren gewinnen wir rasch an Höhe und bald liegt der kleine Startort und die weite Ebene entlang der Isere tief unter uns. Vor uns ragen aber weiterhin steile Felsen und es stellt sich mehr als einmal die Frage, wie es hier wohl weitergehen mag. Dann knickt die Straße nach links in die eigentliche Schlucht ab. Während ich anhalte, um einige Fotos zu schießen, rauscht Kajo in einem Affentempo von hinten heran und schießt an mit vorbei. Ich schwinge mich wieder aufs Rad und hoffe, wenigstens Bernd wieder einholen zu können, der sich eben nur wenige Meter vor mir die Steigung hinaufquälte. Aber nach einigen schwungvollen hundert Metern habe ich immer noch keinen Sichtkontakt. Und als ich ein Stelle komme, an der ich die Straße aufgrund einiger Kehren mehrere hundert Meter vor mir im Blick habe, aber keinen Bernd entdecken kann, weiß ich definitiv, dass ich den Rest des Weges hinauf alleine bewältigen muss.

Der Anstieg fällt mir recht schwer, weil die Steigung selten mal unter 7 % fällt und schier endlos erscheint. Dafür gibt es einige wunderschöne Ecken, die mich immer mal wieder zum Anhalten und Staunen zwingen und mir nebenbei wieder etwas Erholung verschaffen. Ich passiere Malleval, ein kleines Dorf, welches (wie so viele Dörfer hier) eine einzige Baustelle ist, weil die örtliche Hauptstrasse neu asphaltiert wird. Einer der Bauarbeiter zeigt mir freundlich grinsend, dass die anderen da lang gefahren sind. Ich bin gekränkt, hier als der lahme Sack erkannt zu werden und mache mich missmutig auf die nächsten Kilometer. Mein Missmut hält natürlich nicht lange, denn die Straße ist wunderschön und trotz aller Anstrengung landschaftlich das bisher Schönste auf dieser Tour. Kein Verkehr, tolle Wegführung, viele Höhenmeter, schöne Aussichten und schönes Wetter – mehr kann man als Radfahrer nicht erhoffen.

Irgendwann kommt eine Weggabelung und meine Exweggefährten werden mangels Ortskenntnisse bzw. Kartenstudium wieder zu Weggefährten und die letzten 150 Höhenmeter zum Col-du-Mont-Noir fahren wir mehr oder weniger gemeinsam hinauf. Der vorher recht gute Asphalt wird immer schlechter und teilweise ist der Schotteranteil unter unseren Reifen schon ziemlich hoch. Der Pass selber ist relativ unspektakulär in dichtem Wald gelegen und so machen wir uns schnell an die Abfahrt. Leider wird der Straßenbelag nicht besser und die Bremsen werden recht heftig malträtiert, um nicht im Schotterbett oder im Abhang zu landen. Zu allem Überfluss überfahre ich einen dicken kantigen Stein und habe sofort einen Plattfuß. Glücklicherweise war ich nicht sonderlich schnell und habe das Unheil kommen sehen und so komme ich zwar etwas angesäuert, aber sicher zum Stehen und mache mich ans Schlauchwechseln, während Kajo Bernd hinterher fährt, um ihn von der erneuten Fahrtunterbrechung zu informieren.

Dann aber ist es genug mit Pausieren und wir fahren hinab zum Col de Romeyere und von dort aus weiter hinab auf der schon bekannten mit Schotter ausgebesserten Straße nach Rencurel. Dort inspiriert uns die schöne Sonnenterasse des örtlichen Hotels zu einer weiteren Fahrtunterbrechung – dieses Mal aber versüßt mit warmen und kalten Getränken und einer netten Aussicht auf den kleinen Fluss vor der Terrasse und den mächtigen Felsen in der weiteren Umgebung. Die letzten Kilometer bis Pont en Royans verlaufen schnell und weitgehend friedlich, auch wenn ich beim Ortsschildschlußsprint Kajo eindringlich darauf hinweisen muss, dass ich ihn über die Böschung schubsen werde, wenn er seinen Antritt nicht sofort abbricht......

Den Abend genießen wir weitgehend erschöpft und zufrieden. Kajo, weil er mit seiner Leistung beim Anstieg zufrieden war, Bernd, weil er Kajo über eine längere Distanz hat folgen können und ich, weil ich den Schlusssprint gewinnen konnte. Und natürlich, weil wir alle von der landschaftlichen Schönheit der Etappe angetan waren.....



































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