Tag 5
Pont en Royans – Saint Laurent en Royans – Col de la Machine – Col de Carri – La-Chapelle-en-Vercors - Grand Goulets – Saint Eulalie en Royans – Pont en Royans


Am Morgen tröpfelt es erstmals leicht auf mein Zelt und der Himmel ist ziemlich zugezogen. Bernd beschließt, den heutigen Tag mal mit dem Radfahren auszusetzen und angesichts der geballten Wolken am Himmel wollen Kajo und ich auch nur eine eher kleine Runde machen. Wir suchen uns hierfür die zweite Alternativroute zum Col de la Machine aus – eine Straße, die sonst von Fahrzeugen genutzt wird, die wegen ihrer Höhe oder Gewicht die Combe Laval nicht befahren dürfen. Auf 16 Kilometern absolviert die Straße die erforderlichen knapp 700 Höhenmeter, so dass die Steigung keine sonderlich Schwierigkeiten bereiten sollte.

Doch da haben wir uns ziemlich getäuscht, denn die Straße steigt wider Erwarten teilweise mit zweistelligen Prozentzahlen an, so dass wir uns fragen, ob das Ende des Anstiegs wirklich bei nur 1040 Metern liegt. Nach circa 9 Kilometern ist das Rätsel gelöst, denn ab hier wechseln kleine Zwischengefälle die Anstiege immer wieder ab, so dass wir am Col oben weit mehr als die 700 Höhenmeter in den Knochen haben. Der Gipfelpunkt wird ohne großes Aufhebens passiert, schließlich haben wir hier oben schon zwei Mal länger verweilt und unser heutiger Aufstieg ist noch nicht beendet.

Doch der weitere Verlauf zum Col du Carri ist dann ziemlich einfach und nur wenig anstrengend. Leider hat sich die Situation einige hundert Kilometer über uns weiter verschlechtert und die Anzahl der dunklen Wolken hat sich auf eine reduziert – die aber dafür mehr oder weniger das gesamte Firmament beherrscht. Nach Gipfelfoto und dem Überziehen einer Windweste geht es deshalb schnell hinab nach La-Chapelle-en-Vercors. Die ersten Kilometer zeigen mir noch einmal, dass die Befahrung des Col du Carri von der anderen Seite ungleich schwerer ist, denn die Straße fällt doch ziemlich steil hinab ins Tal. Was mir jetzt natürlich nur recht sein kann, denn der Asphalt ist hier hervorragend und wir erreichen hohe Geschwindigkeiten.

Kurz nach dem Ortsausgang von La-Chapelle-en-Vercors beginnt es ganz leicht zu tröpfeln und ich befürchte, dass sich auf dem Asphalt jener berüchtigte Schmierfilm bilden könnte, der mich vor vielen Jahren in Süditalien mal mit einem Motoroller übel hat stürzen lassen. Doch die Straße bleibt griffig und so erreichen wir zügig den neuen Tunnel, der die sensationelle Straße durch die Grands Goulets ersetzt hat. Auch wenn es ein Erlebnis ist, durch einen perfekt beleuchteten und belüfteten 1,7 Kilometer langen Tunnel zu düsen, würde ich doch tausend Mal lieber einmal die inzwischen komplett gesperrte und unpassierbare Strasse mitten durch die Schlucht befahren – aber es sieht nicht so aus, als ob die französischen Behörden die spektakuläre Schluchtstraße noch einmal für den Verkehr freigegeben werden. So bleibt nur der Blick auf die Gitter beiderseits des Tunnels und als Trostpflaster die Petit Goulets, die am Ende des langen Talkessels einige schöne Blicke ermöglichen.

Leider hat es auf der rasanten Abfahrt zwischen Grand und Petit Goulets heftiger zu regnen begonnen und da es auch mächtig kalt geworden ist, machen wir uns so schnell wir möglich ohne weiteren Halt direkt auf den Weg zum Campingplatz und dort zur Dusche.

In den folgenden Stunden warten wir auf das Ende des kräftigen Regens und auf Bernd, der den Tag zu einer kleinen Wanderung genutzt hat

Beim Abendessen beschließen wir spontan die Weinration zu verdoppeln und Bernd rast noch einmal in den Ort, um den örtlichen Supermarkt noch einmal zu besuchen. Wir kriechen in unsere Schlafgemächer in der begründeten Hoffnung, morgen wieder bei Sonnenschein unsere Tagestour machen zu können, denn der Nachthimmel zeigt sich von seiner besten Seite mit Mondlicht und vielen Sternen.



















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